Wanderung entlang der Kander
 7 Etappen von September 2023 - Januar 2024
 

 

Die Quelle der Kander liegt unter dem Kanderfirn im Blüemlisalpgebiet auf gut 2100 Metern über Meer. Bis zum Talboden des Gasterntals verliert sie rund 300 Höhenmeter. Dort  passiert der Fluss die enge Schucht "Chluse" und überwindet dabei einen Höhenunterschied von mehr als 150 Metern. Dann setzt sie ihren Weg fort nach Kandersteg und Frutigen, wo sie viele Wildbäche, darunter auch die Engstlige aufnimmt. Bei Wimmis kommt dann noch die gleich starke Simme hinzu.

Der letzte, ca. 2 km lange Abschnitt entstand durch die Kanderkorrektion von 1714. Die Kander floss ursprünglich durch die Thunerallmend und mündete zwischen Thun und Uttigen in die Aare. In diesem relativ ebenen Gebiet verursachte sie immer wieder Überschwemmungen. Da sie nur wenige hundert Meter am Thunersee vorbeifloss, fasste man schon früh eine Umleitung ins Auge. Der See sollte das Geschiebe aufnehmen. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts beschäftigte sich der Ingenieur Samuel Bodmer mit der Angelegenheit und erstellte Pläne, nach welchen ein Einschnitt in den Strättlighügel, welcher Kander und See trennte, hätte erstellt werden sollen. Im Jahr 1712 begannen der Stollenbau und die weiteren Arbeiten unter der Leitung des Berner Münsterwerkmeisters Samuel Jenner. Nachdem zuerst von oben her im Tagebau gegraben wurde, errichtete man später einen Stollen, durch den das Gewässer bei Einigen direkt in den Thunersee geleitet werden sollte. Ende des Jahres 1713 erfolgte der Durchstich. Im Verlauf des Jahres 1714 grub sich der Fluss immer tiefer in das lockere Moränengestein ein. Das führte dazu, dass am 18. August 1714 der Stollen einstürzte und die Kanderschlucht entstand. Der Projektverantwortliche Samuel Bodmer, Bäcker und Geometer, hat später aus Thun flüchten müssen, nachdem Hochwasser an der Kander immer wieder zu Überschwemmungen in der Stadt führten.
Die Kanderkorrektion war die erste grössere Gewässerkorrektion in der Schweiz. Fehlende Erfahrung führte in der Folge zu grösseren Problemen. Durch die Kanderkorrektur erhöhte sich der Zufluss in den Thunersee um 60 %, wofür die Aare als Seeabfluss bis zum früheren Einfluss der Kander nicht ausreichte. Thun und seine Umgebung wurden in den folgenden Jahren regelmässig bis zum 1. Stock der Häuser überschwemmt. Die Kanalisierung der Aare in Thun 1716 führte durch die stärkere Strömung zu Ufererosionen und zum Einsturz einer Brücke und mehrerer Häuser, verhinderte die Überschwemmungen jedoch nicht. Das Bälliz in Thun - eine Insel - ist ebenfalls eine Folge der Kanderkorrektion.
Ein neues Projekt ab 1720 umfasste eine Ausweitung des Aarebetts und den Bau von Regulierwerken. Aber erst mit der Aarekorrektion zwischen Thun und Bern von 1871 bis 1878 und durch den Bau eines Entlastungsstollens im Jahr 2009 konnten die Probleme mit den Überschwemmungen weitgehend behoben werden.

Etappenübersicht Datum Weglänge Wanderzeit inkl. Pausen  
1. Etappe: Selden - Richtung Kanderquelle 5.9.2023 5.5 km 2:30 h
2. Etappe:Selden - Kandersteg 28.9.2023 11 km 4:20 h
3. Etappe: Kandersteg - Kandergrund 3.10.2023 10 km 3.10 h
4. Etappe Entschlige: Rohrbach - Frutigen 9.10.2023 7.2 km 3.20 h
5. Etappe: Frutigen- Mülenen 26.12.2023 7.1 km 1:50 h
6. Etappe: Mülenen - Wimmis 30.12.2023 7.4  km 2.00 h
7. Etappe: Mülenen - Gwatt Kandermündung 3.1.2024 7 km 2.30 h
Total   55.2 km 19.40 h
 

 

1.Etappe: Selden - Richtung Quelle - Selden am 5.9.2023, 5.5 km Wanderkarte 1.Etappe

Der Kleinbus fährt von Kandersteg auf einer spektakulären Strecke nach Selden im oberen Gasterntal. Von dort aus führt ein Weg über Stock und Stein (mehrheitlich Stein und Geröll) zum Kanderfirn, der Quelle der Kander. So weit habe ich es nicht geschafft. Trotzdem war der Weg im steinigen Gelände bis zu einer Hängebrücke hin und zurück für mich recht anspruchsvoll, aber wunderschön.
Von Selden aus geht der steinige Weg Richtung Quelle
Bis zur Brücke habe ich es geschafft. Irgendwo über dem Wasserfall befindet sich die Quelle der Kander 

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2. Etappe: Selden - Kandersteg am 28.9.2023,   11 km Wanderkarte 2. Etappe

Es war nicht das erste Mal, dass ich durchs Gasterntal gewandert bin. Früher meist ab dem Talboden nach Selden und zurück. Diesmal liess ich mich wieder mit dem Kleinbus nach Selden bringen und startete dort die Wanderung dem Fluss entlang durch das immer wieder faszinierende Tal. Ein Höhepunkt war anschliessend der Abstieg durch die enge Schlucht Chluse , wo die Kander - wieder wild geworden - 150 Meter in die Tiefe schiesst.
Start in Selden Gasterntal Neugieriger Geselle Im Tal neben der Kander
Da saust die Kander 150 m in die Tiefe. Auf dem Wanderweg abwärts heisst es aufpassen!

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3. Etappe: Kandersteg - Kandergrund am 3.10.2023,   10 km Wanderkarte 3. Etappe
 
Eigentlich wäre es eine schöne Strecke, die oft etwas abseits der Kander durch die Landschaft führt. Meistens handelt es sich jedoch um befestigte breite Wege, die auf die Dauer nicht so angenehm zu begehen sind. Unterwegs trifft man auf den Blausee, wo ein rechter Betrieb herrscht: Es wird gebrätelt, was das Zeug hält. Und viele Touristinnen aus Fernost inszenieren sich vor diesem idyllischen Hintergrund. Die Simmentaler Kühe lassen sich davon aber nicht beeindrucken.
Start in Kandersteg   Am Blausee  

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4. Etappe: Rohrbach - Frutigen am 9.10.2023,   7.2 km Wanderkarte 4. Etappe

Diesmal hab ich der Kander den Rücken gekehrt, d.h. die Etappe von Kandergrund nach Frutigen ausgelassen. Direkt an der Kander gibt es keinen Wanderweg und man müsste sich über weite Strecken über Asphalt vorwärts kämpfen.
Aber da hat es ja noch die Entschlige  (Berndeutsch für Engstlige), die von Adelboden her der Kander zustrebt. Und diesem Fluss entlang gibt es von Rohrbach bis Frutigen wunderschöne Pfade und Wege und fünf Hängebrücken über die Entschlige oder Zuflüsse zu ihr.
Die Brücken über die Entschlige, die längste davon ist mit 153 m Spannweite die Brücke bei Hostalden
 
Kander von der Hostaldenbrücke aus nach 153 m Brücke das "Brückenbeizli" mit "Beizenbüsi"

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5. Etappe: Frutigen - Mülenen am 26.12.2023,   7.1 km Wanderkarte 5. Etappe
 
Das richtige Wetter für eine kurze Winterwanderung: Sonnig, einige Wolken, Temperatur um die 7 Grad. Ich war fast wieder einmal alleine unterwegs. Ab Frutigen darf die Kander nur noch im vorgegebenen Bahnen verlaufen, d.h. doch ziemlich eingeengt. Aber immerhin hat es einen Wanderweg. Im 1. Viertel hört das linke Ohr die Strasse, das rechte Ohr die Kander, im letzten Viertel ist es umgekehrt. Doch in der Mitte hört man nur noch das Kanderrauschen.
Los geht's ab Frutigen Der alte Bahnhof Frutigen Kurz vor Reichenbach bringt die Chiene Gletscherwassser vom Blüemlisalpgebiet in die Kander.

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6. Etappe: Mülenen - Wimmis am 30.12.2023,   7.4 km Wanderkarte 6. Etappe
 
Noch eine kurze Etappe der Kander entlang im alten Jahr. Von der Kander sieht man allerdings wenig, da der Weg oberhalb der Böschung verläuft. Aber die Landschaft mit dem Niesen links und dem Niederhorn geradeaus ist durchaus sehenswert. Dann endet aber für ein Stück weit der Kanderweg und es geht über Wiesenwege nach Wimmis an der Saane.
Unterwegs Der Niesen (etwas herangezoomt) Ankunft in Wimmis

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7. Etappe: Wimmis - Kanderdelta Gwatt am 3.1.2024,  7 km  Wanderkarte 7. Etappe
 
Fast schon Frühlingswetter herrschte am 3. Januar. Auch auf der letzten Etappe hatte ich den Wanderweg wieder für mich alleine. Die schöne Strecke führt grösstenteils durch Auenwälder und Naturschutzgebiete.
Ab Wimmis bin ich zuerst ein Stück entlang der Simme gelaufen bis sie in die Kander fliesst. Bevor es zum Kanderdurchbruch steil abwärts geht muss man eine kurze Strecke neben der Strasse laufen. Ab der Kanderbrücke führt ein schmaler Pfad zum Kanderdelta, wieder durch Naturschutzgebiet.
Als krönenden Abschluss gibt es von der Kandermündung in den Thunersee ein herrliches Bergpanorama.
 
Die Reutigenbrücke über die Simme Die Simme Und immer dabei: Der Niesen
Die Brodhüsibrücke Zusammenfluss Simme und Kander Auenwald an der Kander
Der Kanderdurchbruch Bald ist für die Kander der Thunersee erreicht. Kanderdelta

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